Honig in der Medizin: Natürliches Antibiotikum bei Wunden

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Honig ist gesund, wenn er bewusst verwendet wird. In der richtigen Form ist er sogar ein wichtiger Helfer in der modernen Medizin. Seine Inhaltsstoffe können ihn zu einem natürlichen Antibiotikum machen, das Bakterien hemmt und Entzündungen lindert. Entscheidend ist aber die Qualität.
Honig als natürliches Heilmittel
Wenn Bienen Nektar sammeln und diesen mit Enzymen anreichern, entsteht Honig. Der hohe Zuckergehalt, die geringe Wasseraktivität und bestimmte Inhaltsstoffe machen ihn zu einem konservierenden und heilenden Naturprodukt.
In vielen traditionellen Medizinsystemen wie der ayurvedischen oder griechischen Heilkunde wurde Honig daher bei Husten, Erkältung und Hautverletzungen eingesetzt. Im 19. und 20. Jahrhundert nutzte man Honig zur Wundversorgung im Krieg. Und auch noch bis heute bleibt er in vielen Kulturen ein bewährtes Hausmittel gegen Husten oder Hautprobleme.
Inhaltsstoffe von Honig
Honig kann auf mehreren Ebenen antibakteriell wirken. Er besteht zwar zu rund 80 % aus Zucker, der hohe Zuckeranteil entzieht den Keimen aber das lebenswichtige Wasser. Parallel sorgen weitere Bestandteile für ein Umfeld, in dem Bakterien schwer überleben können.
Enzyme wie Glucoseoxidase zum Beispiel setzen bei Kontakt mit Flüssigkeit Wasserstoffperoxid frei, das eine keimtötende Wirkung hat. Manche Sorten wie Manukahonig liefern zusätzlich keimhemmendes Methylglyoxal. Und das saure Milieu von 3 bis 4, das in den meisten Honigen zu finden ist, hemmt zusätzlich das Bakterienwachstum. Weiterhin liefert hochwertiger Honig wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren, die unseren Nährstoffhaushalt auffüllen und das Immunsystem stärken.
Was Manuka-Honig besonders macht
Honig schützt Mensch, Tier und den Bienenstock. Die enthaltenen Substanzen konservieren Pollen und verhindern das Wachstum von Schimmel oder Bakterien. Genau dieser Mechanismus macht ihn schon länger auch für die Medizin interessant.
Die Honigforschung konzentriert sich seit mehreren Jahren vor allem auf die antibakteriellen, entzündungshemmenden und heilenden Eigenschaften des Manukahonigs und untersucht insbesondere dessen Wirkung auf die Wundheilung.
Manukahonig stammt aus Neuseeland und wird von Bienen aus dem Nektar der Südseemyrte gewonnen. Eine Besonderheit, die Manukahonig ausmacht, ist das Methylglyoxal (MGO). Der Wirkstoff soll entscheidend für die antibakterielle Wirkung sein und ist in Manukahonig in deutlich höheren Mengen als anderen Honigsorten enthalten. Auf den Produkten findet sich daher oft ein UMF-Wert (Unique Manuka Factor), der angibt, wie stark der Honig gegen Keime wirken kann.
Manuka-Honig in der Wundheilung
In der medizinischen Wundversorgung kommt Manukahonig z. B. als konfektioniertes Wundpflaster zum Einsatz. Allerdings nur in steriler Form und auch nur dann, wenn eine Zulassung als Medizinprodukt gegeben ist. Hintergrund dafür sind Studien, die zeigen, dass Manuka Wundinfektionen hemmen und sogar gegen resistente Bakterien wirksam sein kann. Manche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Manukahonig die Heilung zusätzlich fördert, indem er Entzündungen bremst, den Aufbau von Bindegewebe anregt und die Bildung neuer Blutgefäße unterstützt.
Weitere mögliche Einsatzgebiete
Forschungen laufen zwar, deuten aber darauf hin, dass Manukahonig auch bei anderen Beschwerden helfen könnte. Hierzu gehören z. B.:
- Infektionen der Atemwege oder virale Erkrankungen wie Herpes
- Stärkung des Immunsystems und bei Magen-Darm-Problemen wie Magengeschwüren
- Hautprobleme wie Akne oder Neurodermitis
- Zahnfleischentzündungen
Noch sind diese Effekte allerdings nicht ausreichend belegt, da viele der Studien klein oder uneinheitlich sind. Klare Empfehlungen fehlen daher noch.
Honig aus dem Supermarkt vs. medizinischer Honig
Nicht jeder Honig ist gleich wirksam. Die Herkunft der Pflanzen, das Bienenvolk und die Verarbeitung bestimmen die Zusammensetzung stark. Dunkle Honigsorten enthalten oft mehr sekundäre Pflanzenstoffe und wirken daher stärker antioxidativ. Deutsche Landhonige können zum Teil Spuren von Pflanzenschutzmitteln enthalten, Stadthonige wiederum Rückstände von Schwermetallen.
Speziell der Honig aus dem Supermarkt ist eher als reines Süßungsmittel gedacht, nicht aber für die Medizin. Zwar wirkt er leicht antibakteriell, kann aber auch Sporen oder Rückstände enthalten, die für eine heilende Wirkung kontraproduktiv sind. Medizinischer Honig wird hingegen sterilisiert und geprüft, bevor er z. B. in der Wundversorgung eingesetzt wird. Für offene Wunden darf deshalb ausschließlich medizinischer Honig verwendet werden, niemals Speisehonig.
Grenzen in der Anwendung
Honig kann konventionelle Therapien nicht ersetzen. Manukahonig gilt als wertvolle Ergänzung, ersetzt aber keine ärztliche Behandlung. In der Wundversorgung kann er sinnvoll sein, wenn er in geprüfter, steriler Form verwendet wird. Als Hausmittel kann er Linderung bei Halsschmerzen oder kleineren Hautproblemen bieten.
Bei schweren oder tiefen Wunden bleibt hingegen die Behandlung mit Antiseptika und Antibiotika unausweichlich. Auch für Menschen mit geschwächtem Immunsystem ist Vorsicht geboten. Für ernste Erkrankungen wie Krebs sind die Ergebnisse der Forschung noch nicht eindeutig genug.